Grundbegriffe und entscheidende Bausteine der VM2G
Die Therapie ist ausgerichtet auf:
- Körperhaltungsautomatik, zu der immer Folgendes gehört:
Punctum fixum
- Je mehr es gibt, desto stabiler ist die Lage
- Je weniger es gibt, desto labiler und veränderungsanfälliger ist die Lage, wobei erst eine labilisierte Lage eine Veränderung ermöglicht
Punctum mobile
- Je weniger es gibt und je näher zum Körperschwerpunkt sie liegen, desto stabiler ist die Lage
- Je mehr es gibt und je weiter entfernt vom Körperschwerpunkt sie liegen, desto labiler ist die Lage
- Puncta fixa und Puncta mobile bilden räumliche geometrische Gebilde, die ihrem Prinzip nach zur Stabilisierung oder Labilisierung des Körperschwerpunktes führen
- Übergangsphasen von stabiler Lage – über eine labile Lage – wieder in die stabile Lage – werden anfangs nur von grundlegenden Bewegungsstereotypen durchgeführt
- Die Steuerung von Übergangsphasen geschieht automatisch, unbewusst und wird vom Grundoperationsprogramm der Motorik gewährleistet
- Erst in der Folge kommt es zur Erlangung motorischer Erfahrungen und zum Erlernen der motorischen Fertigkeiten,
die eine Entfaltung der Überbau-Anwenderprogramme ermöglichen - Die automatische Gelenkzentrierung geschieht: ganz unbewusst und beeinflusst alle Bewegungsprogramme bzgl.:
- Körperhaltungsautomatik
- grundlegender Bewegungsstereotype
- sämtlicher Überbau-Anwenderprogramme der Motorik
- Steuerungsautomatik des Muskeltonus
- Steuerungsautomatik der grundlegenden Bewegungsstereotypen
Das Ziel der Therapie ist es:
- den Körper zu befähigen, eine Lage im Raum einzunehmen, die die dynamische Stabilität seines Schwerpunktes mit dem Potenzial eines Überganges in eine neue Lage gewährleistet
- dass der Übergang in die neue Lage, was den Energiebedarf angeht, sehr ökonomisch abläuft, die kinetische Energie des Körper- und Gliedmaßenschwerpunktes nutzt und erkennbar ist, dass der Übergangsprozess eine äußerst koordinierte Tätigkeit praktisch aller Körpermuskeln ist
- Bewegungen durchzuführen, die nicht anstrengend sind und auf einen außenstehenden Beobachter harmonisch und ästhetisch wirken, siehe Tanz, Ballett, Gymnastik oder Eiskunstlaufen
Störungen der Körperhaltungsautomatik führen zu:
- ungenügender Wirbelsäulenextension
- einer Störung der Bildung ihrer physiologischen Krümmungen
- Störungen der Rotation in einzelnen Segmenten, vor allem in Schlüsselpunkten, d. h.:
- im kraniozervikalen Übergang
- im zervikothorakalen Übergang
- im thorakolumbalen Übergang
Einflüsse der gestörten Gelenkzentrierungsautomatik
- Die Störung entsteht durch Abweichung der Gelenkachsen und beeinflusst die Statik des Bewegungsapparates sowie die Bewegungsdynamik.
- durch Störung der Steuerung grundlegender motorischer Programme (Kinderlähmung, ZKS, RS…)
- Störungen der Steuerung von Überbau-Anwenderprogrammen, z. B. unkoordinierte Art der Bewegung, Überlastung, Immobilisierung, …
- Störungen aus allgemein degenerativen Ursachen, z. B. Gelenkarthrosen, Muskelerschlaffung, Osteoporose, …
- Störungen aufgrund von Veränderungen nach Unfällen (HW und SW), Erkrankungen (neurodegenerative Krankheiten), Unterernährung, …
- Eine Normalisierung der automatischen Gelenkzentrierung ist die grundlegende und notwendige Voraussetzung einer richtigen Funktion der primären und Überbaumotorik
Kasuistik – Möglichkeiten intensiver Therapie bei einer Kinderpatientin mit schwerer zentraler Koordinationsstörung (ZKS)
Illustration der zentralen Koordinationsstörung des hypotonischen Typs
Der Säugling Eliška wurde zum Ende ihres neunten Lebensmonates von ihrer Großmutter in unsere Praxis gebracht. Das Mädchen zeigte fast kein Interesse an der Umwelt und auch keine Anzeichen von Wahrnehmung. Sie lag auf dem Rücken, ohne irgendeine Bewegung zu machen und ohne auf Erregungen zu reagieren. Ihre Muskeln waren allgemein geschwächt.
Die Großmutter machte kein Geheimnis aus der Tatsache, dass man ihr bisher bezüglich Eliška keine großen Hoffnungen gemacht hatte und dass sie die Überweisung zur Rehabilitation erkämpfen musste.
Problembeschreibung
(klinischer Befund)
Die Anamneseberichte zeugten von einem recht unerfreulichen Lebensanfang dieser kleinen Patientin. Ihre Mutter war von harten Drogen abhängig und nahm diese auch im Verlauf der gesamten Schwangerschaft. Beim neugeborenen Kind zeigten sich bald nach der Geburt Abstinenzsymptome. Allgemein gedieh es schlecht und nahm wenig zu. Angesichts des Gesundheitszustandes der Mutter wurde Eliška der Fürsorge ihrer Großmutter anvertraut.
Neurologische Befunde sprachen eindeutig von einer sehr schweren Hirnschädigung und der Entfaltung einer schweren zentralen Koordinationsstörung des hypotonischen Typs. Im neunten Monat behielt das Kind die Neugeborenenhaltung bei, ohne zu versuchen, sich aufzurichten und ohne Anzeichen eines Bestrebens, sich umzudrehen. Da es unmöglich war, Kontakt mit dem Kind aufzunehmen und es weder auf optische noch auf akustische Erregungen reagierte, konstatierte man seine schwere mentale Retardation.
Die Prognose war angesichts der durchgemachten Stigmatisierung im Verlauf des intrauterinen Lebens außerordentlich schlecht. Die Entwicklung in weiteren Monaten bestätigte diese Prognose. Der behandelnde Kinderarzt hielt die Einleitung einer Rehabilitationstherapie bei der Patientin für gegenstandslos. Erst auf Drängen der Großmutter schickte er das Kind in unsere Betreuung. Mit der Therapie wurde zum Ende des neunten Lebensmonates des Mädchens begonnen.
Die durchgeführte Diagnostik bestätigte, dass es sich um die schwerste Stufe einer zentralen Koordinationsstörung des hypotonischen Typs handelt.
Qualifizierte Erklärung des Problems
Bei Eliška konnte man eine fast lehrbuchreife Entwicklung der Kinderlähmung mit klarer Ursache annehmen. Unstreitig belegte Faktoren der Hirnschädigung durch neurotoxische Wirkung von Drogen während der Schwangerschaft erklärten die weitere ungünstige Entwicklung nach der Geburt. Die zielte in Richtung einer Kinderlähmung des schweren hypotonischen Typs, mit sehr wahrscheinlicher Stagnation in apedaler Form.
Diese Art neurologischer Störung wird sehr oft von Störungen der mentalen Entwicklung begleitet. Beobachtete Anzeichen deuteten auf die Entfaltung einer sehr schweren mentalen Retardation hin.
Illustration der Lösung
Die angebotene Rehabilitation mittels VM2G machte der Großmutter der Patientin Hoffnung, dass es doch noch möglich ist, etwas für die Enkelin zu tun. Sie begann mit dem Üben mit Elan und Eifer, wie man es selten sieht. Sie akzeptierte die Tatsache, dass die Zukunft ihrer Enkelin in ihren Händen liegt. Sie übte ganz genau nach der Empfehlung, hielt die Zeit und die Anzahl der Wiederholungen genau ein. Sie führte die Übungen zu Hause fünfmal täglich durch, zuerst zwanzig Minuten, später dreißig Minuten und zum Schluss vierzig Minuten lang. Kontrollen bei uns fanden regelmäßig jede Woche statt.
Die ersten Reaktionen von Eliška auf die Übungen waren nicht besonders stark, aber schrittweise begann sich ihr Muskeltonus zu verbessern. Langsam schwand der Eindruck, eine Stoffpuppe vor sich zu haben.
Nach sechs Monaten sehr intensiver Therapie gab es erste Anzeichen, dass sie sich auf den Bauch umdrehen will, und langsam zeigte sie Interesse an ihrer Umgebung. Es sah so aus, als ob sie langsam aus einem „Dornröschenschlaf“ erwachen würde. Eliškas Großmutter notierte und konsultierte jeden kleinsten Fortschritt und freute sich ehrlich darüber.
Nach weiteren zwei Monaten hob sich Eliška auf die Knie und begann zu krabbeln. Es dauerte weitere zwei Monate, bevor sie begann, sich auf die Beine zu stellen. In dieser Zeit kommunizierte sie bereits sehr schön und interessierte sich lebhaft für ihre Umgebung. Zu laufen begann sie nach mehr als zehn Monaten intensiven Übens. Aber auch dann hielt sie sich lieber noch an der Hand ihrer Großmutter fest.
Kilbová Eliška – Poloha na břiše
Kilbová Eliška – Trakční test
Kilbová Eliška – Poloha na zádech
Kilbová Eliška – Landau
Kilbová Eliška – Vojtova boční metoda
Kilbová Eliška – Colis horizontál
Kilbová Eliška – Colis vertikal
Erklärung der Lösung
Die Behandlung von Säuglingen, die älter als sechs Monate sind, ist meistens mit größeren Komplikationen verbunden, als wenn die Behandlung bis zum dritten Monat eingeleitet wird. Bei dieser Patientin begannen wir am Ende des neunten Monates.
Anfängliche Reflexantworten auf die Stimulierung waren sehr schwach. Deshalb wurde die maximale Stimulationsfrequenz von fünfmal täglich gewählt. Eine Übungssequenz dauerte fünfunddreißig bis vierzig Minuten. Das Ziel dieser außerordentlich intensiven Stimulierung war es, die Patientin aus der überdauernden allgemeinen Muskelhypotonie herauszuführen und gleichzeitig die Entfaltung der pathologischen Ersatzmotorik zu verhindern.
Wir sind der Meinung, dass diese intensive Therapie sowohl eine pathologische Entwicklung im Sinne von Spastizität als auch eine Entfaltung pathologischer Dyskinesen verhindert hat.
Starke und lang andauernde Hypotonie stand der Nutzung von schiefen Flächen und Hilfsmitteln zur Labilisierung im Weg. In den ersten sechs Übungsmonaten waren die Entwicklungsfortschritte der Motorik sehr klein, aber schrittweise begann bei der Patientin das Interesse an der Umwelt zu erwachen. Erst nach dem sechsten Übungsmonat begann sich auch die Bewegungsentwicklung deutlicher zu beschleunigen. Allmählich kam zum Umdrehen und Aufrichten das Krabbeln auf allen vieren hinzu.
Am Ende ihres zwanzigsten Lebensmonates begann die Patientin zu laufen. Obwohl sie selbstständig zu laufen in der Lage war und einen ausgereiften Gleichgewichtssinn hatte, war sie nicht bereit, dies alleine zu tun. Sie suchte eine Stütze und hielt praktisch immer die Hand ihrer Großmutter. Nach weiteren sechs Monaten verschwand diese Angst, die wahrscheinlich als Separationsangst einzustufen war, und die Patientin begann, selbständig zu laufen.
Zur nächsten Kontrolle kam die Patientin im Alter von acht Jahren. Sie besuchte die zweite Klasse und ihre Großmutter, bei der sie lebt, sagt, dass sie in der Schule lauter Einsen hat. Auch spielt sie schon zwei Jahre Geige.
Möglichkeiten der Restitution motorischer und psychischer Funktionen bei Patienten im Säuglingsalter mit schweren neurologischen Befund und sehr schwerer Anamnese aus Sicht der VM2G-Therapie
Wiederholt zeigte sich bei Patienten im Säuglingsalter mit deutlichen Anzeichen einer neurologischen Behinderung, dass es notwendig ist, eine sehr intensive VM2G-Therapie einzuleiten. Wenn möglich, kombiniert man die zeitliche und räumliche Summierung der therapeutischen Stimuli. Falls man sich wegen der allgemeinen Muskelhypotonie eine Intensivierung der räumlichen Summierung nicht erlauben kann, muss man diesbezüglich bis ans Maximum des Möglichen gehen. Für eine so konzipierte therapeutische Strategie ist die Zusammenarbeit mit einem Haustherapeuten, der für das Behandlungsziel praktisch seine gesamte Freizeit aufgibt, grundlegend.
Aus der Logik der Sache folgt, dass die rechtzeitige Einleitung der Therapie eine sehr wichtige Rolle spielt. Ideal ist ein Patientenalter unter drei Monaten. Dabei gilt: Je früher, desto besser.
Intensiv und langzeitig durchgeführte Gehirnstimulierung ist wahrscheinlich die einzige mögliche Art und Weise, wie man im gestörten Zustand die Neurogenese gewährleistet. Eine Störung der normalen Entwicklung des Gehirngewebes bringt eine weitere allmähliche, über die Zeit verteilte, kaskadenförmige Verschlechterung mit sich, vor allem durch den Einfluss der Apoptose. An dieser leiden am meisten die Nervenzellen, die keine Möglichkeit hatten, sich an neuronale Netze anzuschließen, und die somit nach dem Programm wegen Hypo- oder Inaktivität absterben.
An der gesamten Verschlechterung des neurologischen Bildes beteiligt sich auch der vorzeitige Einsatz unreifer Neuronen, die wegen ungenügender Differentiation nicht imstande sind, auf Impulse im Rahmen der Funktion von neuronalen Netzen mit adäquaten Reaktionen zu antworten, und die somit
das allgemeine Chaos in der Arbeit des Gehirns erhöhen.1
Diese gestörten Prozesse der Gehirnmatrixreifung sind der Grund dafür, dass primitive Neugeborenen- und Säuglingsreflexe überdauern. Infolge der „Nicht-Abschaltung“ der primitiven Reflexe können einerseits physiologische Entwicklungsprogramme des Aufrichtens und der Lokomotion nicht anlaufen, und andererseits kommt es zur allmählichen Entfaltung der pathologischen Ersatzmotorik. Infolge dessen entwickelt sich eine der Formen der Kinderlähmung. Die durchgeführte intensive Stimulierung mittels VM2G überschwemmt das Gehirn dauerhaft mit Aktivität, denn nach jeder Übungsstimulierung überdauert die Reflextätigkeit in den Gehirnzentren noch zwei Stunden (Vojta, 1974).
DIE GRUNDPRÄMISSE DER REFLEXLOKOMOTION LAUTET:
DIE FUNKTION SCHAFFT
DAS ORGAN SELBST
VM2G beruht auf der Auslösung des Reflexes, welcher:
- ganz ideale motorische Muster nutzt, die aus Sicht des Einzelnen streng individuell sind,
- den Grad der Muskel-, Gelenk- und Nervenbelastung genau dem aktuellen körperlichen Zustand, den angeborenen Dispositionen und biomechanischen Verhältnissen des Einzelnen anpasst,
- die Möglichkeit jedweder Überlastung (Muskel-, Nerven-, kardiopulmonare Überlastung) ausschließt,
- durch keine Erkrankung und durch keinen traumatischen Zustand „ausgeschaltet“ werden kann, auch nicht im Zustand tiefer Bewusstlosigkeit,
- als Programm mit einer dauerhaften Multifunktionsrückkopplung arbeitet und dadurch die Nutzung aller zugänglichen Reserven des Bewegungsapparates ermöglicht.
Die Reflexantwort des „Systems“ beim Patienten bei der VM2G-Therapie macht sich folgendermaßen bemerkbar:
- in der automatischen Körper- und Gliedmaßenhaltung entgegen der Schwerkraft ohne Willensanstrengung
- als schrittweises „Ausschalten“ der Wahrnehmung des Körperschemas bis auf das Niveau knapp vor dem Einschlafen
- durch ein bewusstes Gefühl des „Körperverlustes“
- durch automatische Gelenkzentrierung, die sich durch Schütteln, Zittern und Bewegungsautomatismen bemerkbar macht, vor allem an Händen und Füßen, an den ganzen Gliedmaßen und am Becken
- durch schrittweise Verlängerung der Zeit, während der der Patient die Stimulierung ohne Diskomfort verträgt,
- durch die sich erhöhende Fähigkeit, die Belastung durch mehrfache Stimulierung zu ertragen – mit Balancierungsdisks, in Schief- und Querlage der Liege, mit Gummizügen, mit Gewichten an den Gliedmaßen,
- durch Einbindung aller Körpermuskeln im spezifischen „Modus“ ohne Ermüdung sowohl bei der eigentlichen Übung als auch nach der Therapie
- an Reflexstimulationszonen, wo es weder zu Erschöpfung noch zu schrittweiser Anpassung an die Stimulation kommt,
- an der Arbeit der Muskeln, wo ganz spezifische Müdigkeit auftritt, meistens nur lokal, die infolge der Muskeldiskoordination entsteht und sofort nach Unterbrechung der Stimulierung abklingt.
VM2G – Nutzung bei Kindern
Die Therapie ist ab der Geburt bis zu einem Alter von ca. 3 Jahren bei folgenden Erkrankungen des Bewegungsapparates absolut unentbehrlich
- motorische und Koordinierungsstörungen, periphere und zentrale Nervenläsionen, z. B. Paresen des N. facialis,
- Nachgeburtsparesen des Plexus brachialis, Neugeborenenskoliosen, Nachgeburtsdeformationen der Sprunggelenke, Meningozelen,
- orthopädische Entwicklungsstörungen des Brustkorbes, der Wirbelsäule, bei Genua vara bzw. valga.
Bei älteren Kindern
- periphere Muskellähmungen, Zustände nach Operationen des Bewegungsapparates,
- zentrale Lähmungen bei Kindern,
- Entwicklungsstörungen des Bewegungsapparates – Skoliosen
VM2G – Einsatz bei Erwachsenen
Vom Gesichtspunkt der Neurologie, Neurochirurgie:
- neurodegenerative Erkrankungen (multiple Sklerose, myopatische Störungen, Parkinson-Krankheit),
- Zustände nach neurochirurgischen Operationen (Wirbelsäule, Gehirn),
- Rehabilitation von Zuständen nach Gehirnschlag,
- Rehabilitation von Zuständen nach Verletzungen der Wirbelsäule und der peripheralen Nerven,
- Funktionsstörungen der Wirbelsäule und allgemein Störungen der Myoskelettfunktionen.
Aus Sicht der Sportmedizin:
- Zustände nach Sportverletzungen (Rupturen von Sehnen, Muskeln, …),
- Zustände nach Entzündungen des Myoskelett-Systems,
- Zustände nach Überlastung des Bewegungsapparates.
Aus Sicht der Traumatologie, Chirurgie:
- Zustände nach Verletzungen des Bewegungsapparates (nach Abklingen der akuten Phase),
- Verbrennungen (nach Abklingen der akuten Phase),
- Zustände nach Polytraumata (nach Abklingen der akuten Phase).
Aus Sicht der Orthopädie:
- Entwicklungsdefekte (Wirbelsäulenskoliosen, Brustkorbdeformitäten, Entwicklungsdefekte von Traggelenken…),
- degenerative Gelenkerkrankungen (arthritische Veränderungen der Gelenkknorpel, Defekte von Traggelenken…),
- Zustände nach totalen Endoprothesen,
- Nachbehandlung posttraumatischer Zustände,
- Zustände nach orthopädischen Operationen.
Aus Sicht der Intensivmedizin –
Komazustände:
- intensive Rehabilitation bei Zuständen langzeitiger Bewusstlosigkeit
1 KRAUS, Josef. Dětská mozková obrna (Kindergehirnlähmung). Praha: Grada 2005. ISBN 80-247-1018-8
Video – Th erapie von Erwachsenen
Kasuistik – Einsatz der VM2G bei einem Patienten mit chronischen progredierenden Schmerzen der Lendenwirbelsäule
Illustration von Problemen mit langzeitigen Wirbelsäulenschmerzen
Der Patient, der in unserer Praxis Hilfe suchte, litt an Schmerzen im unteren Teil des Rückens. In den letzten sechs Monaten sind die Schmerzen so schlimm geworden, dass der Patient arbeitsunfähig war. Er arbeitete als Installateur und sein Beruf war mit erheblicher physischer Belastung verbunden.
Die MR-Untersuchung zeigte Prolapse von Zwischenwirbelscheiben bei drei Lendenwirbeln. Die bisherige Rehabilitation und pharmakologische Behandlung blieben ohne Erfolg und der Patient wurde an die Neurochirurgie überwiesen. Der Vorschlag einer operativen Lösung schien dem Patienten angesichts seiner physisch anstrengenden Profession nicht die beste Lösung zu sein.
Video – Th erapie von Erwachsenen
Problembeschreibung
(klinischer Befund)
Die Anamnese und wiederholte Befunde am bei RTG und MR belegten, dass im Bereich der Lendenwirbel in drei Etagen Herniationen der Zwischenwirbelscheiben verschiedener Relevanzstufen vorlagen. Diese Herniationen verursachen Wurzeldruck. Die eigentlichen Schmerzen des Patienten verliefen typisch im Verlauf des ischiadischen Nervs, und zwar beidseitig. Beim Patienten war die Statik und Dynamik der Lendenwirbelsäule deutlich gestört, denn sie entfaltete sich beim Vorbeugen nicht. Der Schmerz schränkte den Bewegungsbereich der Wirbelsäule praktisch in allen Richtungen ein. Der Patient hatte mittelmäßiges Übergewicht, sodass vor allem im Bauchbereich die Beweglichkeit eingeschränkt war. Übergewicht als Begleitphänomen verschlechterte die Möglichkeiten der Wiederherstellung der Beweglichkeit. Wiederholt haben ihn Spezialisten bei Fachkonsultationen darauf aufmerksam gemacht, dass die Normalisierung seiner Beweglichkeit eine Senkung des Körpergewichtes erfordert. Der Schmerz dehnte sich vom Lendenwirbelsäulenbereich auf beide Beine bis hin zu den Knien aus. Neben den schmerzbedingten Schwierigkeiten, die mehrere Monate bereits praktisch permanent waren, kam es zu Parestesien im Verlauf des vom ischiadischen Nerv innervierten Dermatoms. Ein wesentliches Problem waren zeitweilige motorische Ausfälle; vor allem nach längerem Gehen hob sich die Spitze des rechten Fußes nur ungenügend, und es kam zum Stolpern.
Qualifizierte Erklärung des Problems
Die durch funktionelle und in der Folge auch morphologische Defekte der Wirbelsäule verursachten Schmerzen gehören zu klassischen Zivilisationskrankheiten. Sie kommen immer öfter vor, schränken die Arbeitsfähigkeit ein und führen oft zu einem Behindertenstatus. An diesen Problemen beteiligen sich viele Faktoren. Allgemein kann man sie als physiologisch unrichtige „Nutzung“ des Bewegungsapparates zusammenfassen.
Übergewicht erhöht das Entstehungsrisiko von Störungen der Wirbelsäulenfunktion, vor allem in Kombination mit einseitiger Belastung. Wenn die Schmerzen chronisch werden, ist es schwer, Übergewicht loszuwerden. Die Einschränkung der Kalorienzufuhr alleine ist ungenügend, solange sie von keiner physischen Aktivität begleitet wird. Im Zustand der chronischen Wirbelsäulenschmerzen ist jedoch die genügende physische Aktivität unmöglich. Übergewicht ist gleichzeitig ein Faktor, der sich an den Rückenschmerzen beteiligt.
Prolapse der Zwischenwirbelscheiben, falls sie in mehreren Etagen der Lendenwirbelsäule auftreten, drücken sowohl auf Wurzelnerven als auch auf das Rückenmark. Neben Schmerzhaftigkeit werden sensitive Nerven unterdrückt, wodurch Parestesien und verschieden lokalisierte Stellen mit gesenkter Empfindlichkeit an den unteren Gliedmaßen entstehen. Ein sehr schwerwiegendes Problem ist die Unterdrückung des motorischen Bestandteiles der peripheren Nerven, die Ausfälle von Bewegungsfunktionen zur Folge hat, meistens im Bereich des Fußes. Diese motorischen Ausfälle können den Laufstereotyp stören und zum Stolpern über die nach unten fallende Fußspitze führen. Folge ist eine Parese der perinealen Nerven. Das Bestreben, die Veränderung der gestörten Muskelkoordination, das sog. untere gekreuzte Syndrom (s. V. Janda, 1984), 1 mittels klassischer Kräftigung der geschwächten Muskeln und Stretching der verkürzten Muskeln zu erreichen, bringt langzeitig keinen positiven Effekt. Das Bestreben, ein genügendes Muskelkorsett mit den willensgeführten Bemühungen des Patienten aufzubauen, stößt an Grenzen, die einerseits durch den Schmerz und andererseits durch Übergewicht im Bereich der Bauchwand gegeben sind. Der Patient ist sich der unangenehmen Situation bewusst, denn sie wird ihm vom Pflegepersonal wiederholt erklärt, aber er ist nicht imstande, mit dem Übergewicht fertigzuwerden, vor allem bei chronischen Rückenschmerzen.
Illustration der Lösung
Der Patient hat sich entschieden, eine intensive Physiotherapiebehandlung mittels VM2G zu absolvieren. Zum Haustherapeuten wurde die Gattin des Patienten. Dank der hohen Motivation des Patienten und seiner Gattin konnte man die Intensität der Therapie verhältnismäßig schnell steigern. Für die eigene Haustherapie beschaffte der Patient eine faltbare Hausliege, eine Labilisierungsdisk, einen Satz Stimulationsbälle, eine rutschsichere Unterlage, eine Diskunterlage und einen Satz Gewichte, die an den Gliedmaßen angebracht werden.
Die häuslichen Übungen wurden zweimal täglich für je 20 Minuten durchgeführt. Einmal monatlich absolvierten der Patient und seine Gattin regelmäßige Kontrollen in der Ordination. Bei jeder Kontrolle konnte allmählich die Belastung erhöht werden. Dies wurde durch allmähliche Erhöhung der Quer- und Längsneigung der Liege, durch Labilisierung der Stützpunkte und vor allem durch Erhöhung der Anzahl von Gewichten an Armen und Beinen erzielt. Schließlich wurde jede Extremität mit einem Gewicht von zweieinhalb Kilogramm belastet. Die Durchführung der Stimulation unter diesen Umständen war physisch anstrengend, aber nur für die Gattin des Patienten. Der Patient selbst war in einem entspannten Zustand, und es genügte der durch Reizung ausgelöste Reflex, um die mit Gewichten versehenen Extremitäten gegen die Schwerkraft anzuheben. Die gesamte Therapie dauerte ein Jahr; obwohl eine deutliche Besserung bereits nach einem halben Jahr eintrat, wurde die Stimulierung samt Intensivierung weiter geführt.
Im Verlauf des Jahres kam es auch zu einer leichten Reduktion des Übergewichtes. Jetzt ist der Patient voll arbeitsfähig und kann selbst sehr schwere Lasten tragen, was in seinem Beruf notwendig ist.
Erklärung der Lösung
Bei Patienten, die an chronischen Wirbelsäulenproblemen leiden, bei denen ätiologisch evident ist, dass die Ursache in Überlastung und Übergewicht zu suchen ist, ist es sehr problematisch, einen Besserungsweg in Form klassischer therapeutischer Leibesübungen zu suchen. Dort, wo sich die Funktionsstörung bereits in allmählichen morphologischen Veränderungen niedergeschlagen hat, die sich als Degeneration der Zwischenwirbelscheiben äußern, dazu noch mit Unterdrückung der Wurzelnerven und des Rückenmarks, ist der oben angeführte Weg praktisch hoffnungslos. Er kann kurzzeitige Linderung der Schmerzen bringen, reicht aber meistens nicht, um den Prozess der wiederholten Regeneration zu starten. Die Regeneration ist bei Patienten mit Herniationen der Scheiben sehr kompliziert, und man kann sie nicht auf Kraftübungen oder Stretching konkreter Muskelgruppen beschränken. So gezielte aktive Übungen können auch einen entgegengesetzten Effekt haben. Es ist nämlich die Steuerung der „Grundantriebseinheit“ des Körpers gestört.
Die Muskelketten, die die grundlegenden Bewegungsfunktionen zwischen dem Beckengeflecht auf der einen und dem Brustkorb und den Schultergeflechten auf der anderen Seite gewährleisten, sind bei diesen Störungen der Lendenwirbelsäule deutlich in ihren Funktionen eingeschränkt. Ihre Funktion ist es, die prinzipielle Beweglichkeit des menschlichen Körpers mithilfe koordinierter Tätigkeit von Muskelketten auszuüben. Es handelt sich um sinusförmige Beckenbewegungen gegenüber dem Brustkorb, abgesichert durch koordiniertes Zusammenspiel von Flexion und Extension, laterale Flexionen und äußere und innere Rotationen.
Aus Sicht der Biomechanik dient die Lendenwirbelsäule als dreidimensionale Kardankupplung mit fünf Etagen. Die Lager dieser Kupplungen, die Zwischenwirbelscheiben, sind imstande, große Belastung zu auszuhalten, jedoch nur unter der Voraussetzung, dass die Kraftvektoren der Belastung im Einklang mit biomechanischen Parametern stehen. Solche Parameter müssen physiologisch sein.
Chronische Überlastung führt zunächst zu Funktionsstörungen und in der Folge zu strukturellen Störungen der eigentlichen Scheibenkonstruktion. Klinische Erfahrungen haben gezeigt, dass therapeutische Eingriffe nur ins Steuerungssystem sinnvoll sind, vor allem wenn der Patient an Übergewicht leidet.
VM2G ermöglicht die allmähliche Normalisierung der zentralen Steuerungsmechanismen, die für die physiologische Koordinierung der Muskelketten zuständig sind. Ihre Aufgabe ist es, richtige, zentrierte und koordinierte Bewegungen des Beckens gegenüber dem Brustkorb durchzuführen. Eine schrittweise Normalisierung dieser Beweglichkeit bringt die abweichenden Kraftvektoren zurück in physiologische Normen. In der Folge kann es zu einem allmählichen, langsamen Reparationsprozess sowohl am Skelett, konkret an den Zwischenwirbelscheiben, als sehr wahrscheinlich auch an den Wirbelkörpern kommen.
Im Falle unseres Patienten nutzte man die therapeutische Belastung der Gliedmaßen, um damit die Zentrierung der Kraftvektoren zu vereinfachen. Die klinische Erfahrung der letzten zehn Jahre hat uns gezeigt, dass es sinnvoll ist, den therapeutischen Prozess nicht in der Phase zu beenden, in der die Schmerzen abklingen. Vor allem bei Patienten, bei denen erhebliche morphologische Veränderungen nachgewiesen wurden und die einer großen arbeits- oder sportbedingten Belastung des Bewegungsapparates ausgesetzt sind, ist es sehr wichtig, die Behandlung noch viel länger fortzusetzen. Dies ist notwendig vor allem für den Ausbau genügender Widerstandsfähigkeit für voraussichtliche zukünftige physische Belastung. Erfahrungen zeigten, dass eine solche Einstellung außerordentlich effektiv ist und es den Patienten ermöglicht, in der Zukunft Körperbelastungen ohne Risiko eines Rezidivs zu ertragen.
1 JANDA, Vladimír. Základy kliniky funkčních (nepatetických) hybných poruch (Grundlagen der Klinik von (unpathetischen) Funktionsbewegungsstörungen). Praha: Ústav pro další vzdělávání stř. zdravot. pracovníků, 1984
Lösung der Schwierigkeiten bei einem Patienten mit chronischen progredierenden Lendenwirbelsäulenschmerzen aus Sicht der VM2G
Wiederholte Erfahrungen mit Patienten, die an Problemen mit der Wirbelsäule leiden, zeigten uns, dass der primär auf Normalisierung der Muskelkoordinationssteuerung ausgerichtete Ansatz die richtige Lösung ist. Der Ansatz ist sowohl bei akuten als auch bei chronischen Schmerzen erfolgreich. Ebenso wirkt sich die VM2G-Therapie günstig bei Patienten aus, deren Schwierigkeiten nur von Funktionsstörungen verursacht werden, sowie bei Patienten, bei denen morphologische Veränderungen an der Wirbelsäule klar belegt sind.
Einschränkungen, die mit Rückenschmerzen verbunden sind, wie Übergewicht, gesenkte Kondition bei Senioren oder psychiatrischen Patienten oder weitere Nebenerkrankungen, stellen für die VM2G-Therapie kein Hindernis dar. Das Programm der Reflexlokomotion ist imstande, durch innere Kontrolle mit einer Reihe von Einschränkungen fertigzuwerden und einen optimalen Weg zur Wiedereinschaltung der Muskelkoordinierung zu finden.
Eigentliche therapeutische Interventionen sind erfolgreich und führen meistens bei Patienten sehr schnell zur Linderung von Schmerzen. Empfindliche Regulierung der Stimulationsbelastung ermöglicht die Einstellung optimaler therapeutischer Ausgangsbedingungen für den „Reflexstart“.
Bei Patienten mit akuten Schmerzen kann man VM2G unter erleichterten Bedingungen durchführen, damit die eigentliche Muskelbelastung minimiert wird und es nicht zu schmerzhaften Irritationen kommt, gleichzeitig aber der Verlauf des eigentlichen Reflexes ermöglicht wird. Dadurch kommt es zur Einbindung koordinierter Muskelketten in aktive Tätigkeit und in der Folge zum Abklingen der schmerzhaften Nervenreizung. Die Schmerzlinderung überdauert auch die eigentliche Stimulierung.
Als sehr nützlich erwies sich die allmähliche Erhöhung der Stimulationsintensität durch Neigung der Liege, Labilisierung der Stützflächen und vor allem durch Erhöhung der Belastung aller Gliedmaßen mit Gewichten. Die Gliedmaßengewichte stimulieren Kraftmuskelketten, die für die Kräfteübertragung zwischen dem Beckengeflecht und dem Brustkorb zuständig sind.
Dank der labilen Stützflächen ist das Steuerungssystem zur intensiven Zentrierung gezwungen, vor allem direkt in der Lendenwirbelsäule. Außerordentliche Bedeutung messen wir einer ausreichenden Dauer der Behandlung bei, vor allem bei Patienten, deren Schwierigkeiten chronischen Charakter haben. Nur so kann man nicht nur das Abklingen akuter und chronischer Schmerzen gewährleisten, sondern auch das Ablaufen des Reparationsprozesses in den degenerierten Zwischenwirbelscheiben ermöglichen und somit in Zukunft problemlose Beweglichkeit und Widerstandsfähigkeit des Bewegungsapparates gegenüber Belastung garantieren.
Ergebnisse der VM2G-Therapie sind auf mehreren Niveaus bemerkbar:
- Normalisierung der Körperhaltungsautomatik auf allen Ebenen, von den Zehen bis zur Kopfhaltung
- Normalisierung der Einstellung von Winkeln, Achsen und physiologischen Bereichen aller Gelenke im Körper (durch den Einfluss der automatischen Zentrierung)
- Normalisierung des Muskeltonus und der Muskelkoordination
- Normalisierung der Automatik von Aufrichtungsreaktionen
- Normalisierung der Automatik von Gleichgewichtsreaktionen
- Normalisierung der Steuerung automatischer Gelenkzentrierung bei Bewegungsaktivitäten
- ohne Risiko von wiederholten Dezentrierungen, Subluxationen und Blockaden
- Normalisierung der grundlegenden Bewegungsstereotypen
- (Geh-, Greif-, Atmungs-, Schluckstereotyp, …)
- Normalisierung der Körperkonfiguration:
- Fußgewölbehaltung, Fersenknochenstellung, Zehenstellung
- Achsen der Beine, vor allem Knie- und Hüfthaltung
- Beckenstellung in allen Achsen
- Haltung der Wirbelsäulenachsen in sagittaler und frontaler Ebene
- Konfiguration des Brustkorbes
- Stellung der Schultergeflechte, vor allem der Schulterblätter
- Achsen der Arme, vor allem der Hände
- KopfhaltungHaltung des UnterkiefersStellung der Augen und Koordinierung der Augenbewegungen
-
Die VM2G-Therapie hat einen nachweislich positiven Einfluss auf höhere Nervenfunktionen, einschl. kognitiver Funktionen
- Normalisierung der palmaren und plantaren Stereognosie
- Normalisierung der Störungen feiner Motorik, des Schreibens, des Malens, des Musikinstrumentenspiels
- Normalisierung des Lesens, des Sprechens, des Gesang
- Normalisierung des hyperaktiven Verhaltens von Kindern mit Störungen, wie z. B. ADHD
- Normalisierung der Praxiestörungen
VM2G kann die pathologische Progression der sich folgendermaßen äußernden Altersfragilität verlangsamen und aufschieben:
- Müdigkeit bei geläufigen täglichen Tätigkeiten
- Hypomobilität und Einschränkung von Bewegungsaktivitäten
- Verringerung des psychomotorischen Tempos
- Verschlechterung der physischen Kondition
- Schwund der Muskelmasse und -kraft
- mangelnde Stabilität mit den daraus resultierenden Stürzen
- Bewegungsdiskoordinationen
- Veränderungen der Körperhaltungs- und -posturautomatik, altersbedingte Kyphotisierung der Wirbelsäule und Flexionshaltung der Gliedmaßen
Kasuistik – Einsatz der VM2G
bei Patienten im Seniorenalter
Illustration von Bewegungsproblemen bei Senioren
Die vierundachtzigjährige Patientin, die vor vier Jahren in unsere Ordination kam, hatte eine Total-Endoprothese des rechten Hüftgelenks erhalten. Seit der Operation waren bereits zwei Jahre vergangen. Die Operation wurde durch eine anschließende Entzündung verkompliziert, das Gelenk musste herausgenommen und nach Abklingen der Entzündung wieder eingesetzt werden. Dies verursachte eine Verkürzung des Beines und eine erhebliche Schwächung der Gesäßmuskeln. Die Patientin empfand Schmerzen beim Gehen im Hüftbereich und vor allem in der Lendenwirbelsäule. Wegen des verkürzten Beines musste sie einen Krückstock verwenden.
Die bisherige wiederholte Rehabilitation und Kurbehandlung, ausgerichtet auf aktive Stärkung der Gesäßmuskeln und passive Verbesserung des Bewegungsbereiches im Hüftgelenk, führte zu keinen deutlicheren Erfolgen.
Problembeschreibung
(klinischer Befund)
Aus der Anamnese ergaben sich weitere chronische Erkrankungen der Patientin, vor allem ein behandelter Tumor. Die Entzündungskomplikation, entstanden beim operativen Austausch des Hüftgelenkes, verursachte eine Beinverkürzung um fast fünf Zentimeter und auch deutliche hypo- bis atrophische Veränderungen der Hüftmuskulatur. Vor allem die Atrophie der für die laterale Beckenstabilisierung zuständigen Muskeln verkomplizierte die Ausführung des normalen Schrittmechanismus. Die übrigen Skelettmuskeln waren bei der Patientin in sehr gutem Zustand. Die Knochen waren nicht deutlich porös. Der grundlegende Laufstereotyp war einerseits durch den entstehenden Schmerz, andererseits durch schlechte Trophik der Muskeln praktisch der gesamten rechten Seite des Beckens gestört. Die Hüftmuskeln ermöglichten keine volle Bewegung des Beines nach hinten oder zur Seite. Der Gang der Patientin war auffallend schaukelnd zur rechten Seite. Für die Patientin war das Gehen erschöpfend, schmerzhaft und schränkte sie in vielen Aktivitäten ein. Sie suchte einen Weg, um ihre vorherige gute Kondition wiederzuerlangen.
Qualifizierte Erklärung des Problems
Folgt nach einem komplizierten operativen Eingriff, vor allem nach einem, der weitreichende Spuren an großen Muskelgruppen hinterlässt, keine genügend intensive und gezielte Rehabilitation, kommt es zur allmählichen Hypotrophie bis Atrophie der betroffenen Muskeln. Dieser Prozess kann auch auf die benachbarten, von der Operation nicht betroffenen Muskeln übergreifen, sodass der resultierende Zustand dann aus morphologischer und vor allem auch aus funktioneller Sicht noch viel schlimmer ist.
Es kommt zur Störung der zweckgerichteten Bindungen im Rahmen der Muskelketten, wodurch die Steuerung der Muskelkoordination beeinträchtigt wird. Die ursprünglich in der Peripherie gelegene Störung hat dank ungenügender und verspäteter Rehabilitation auch Einfluss auf zentrale Steuerungsmechanismen.
Muskeln sind durch den Operationseingriff angeschlagen und wegen mangelhafter Stimulation atrophiert, sodass es im ZNS zu ihrer teilweisen Alienation kommt. Der Alienationsprozess, der als Schutzmechanismus in der Phase der posttraumatischen Reaktion funktioniert, soll im Reparationsstadium wieder abgeschaltet werden, damit die entsprechenden Muskeln sich wieder in ihre normale Funktion einschalten können.
Werden die Muskeln jedoch ungenügend stimuliert, verlängert sich die Phase der Alienation, was sich ungünstig auf ihre zukünftige Funktion auswirkt. Aus diesen Gründen ist es notwendig, dass es so früh wie möglich zur Muskelstimulation kommt. Vernachlässigt man sie, hat dies bei Patienten im Seniorenalter viel schlimmere Folgen als bei jüngeren Patienten und kann zu verminderter Beweglichkeit führen. Die Störung der physischen Kondition führt in der Folge zur Entfaltung der Altersfragilität und zur Erhöhung des Sturzrisikos mit all seinen negativen Folgen.
Illustration der Lösung
Die Patientin vertrug die therapeutische VM2G-Stimulierung sehr gut. Da sie in Großbritannien lebt, haben wir zwei jährliche Kontrollen in der Ordination sowie Kontrollen per Skype vereinbart.
Ihre Haustherapeutin war gut ausgebildet, und die Durchführung der Therapie verlief erfolgreich. Nur sehr langsam wurde die Stimulierung intensiviert.
Als nützliche Hilfe erwies sich ein spezieller Übungsanzug, der integrierte Stimulationsbälle mit Vibratoren hat. Mit seiner Hilfe ist die Auslösung der eigentlichen Reflexstimulation sehr einfach. In dem therapeutischen Anzug vertrug die Patientin die Therapie auch recht gut.
Allmählich hat sich sowohl das Laufen als auch die Standstabilität verbessert. Auch die Kondition ging nicht weiter zurück, die Patientin blieb sowohl physisch als auch geistig in gutem Zustand und behielt ihre Arbeitsleistungsfähigkeit.
Als die Patientin vor zwei Jahren wegen des Wechsels ihrer Haustherapeutin drei Monate ohne sie auskommen musste, begann sich ihre allgemeine Kondition nach eigener Aussage zu verschlechtern. Nach Wiederaufnahme der Übungen kehrte ihre Form zurück. Jetzt hat sich die Patientin entschieden, die VM2G- Therapie praktisch dauerhaft fortzusetzen.
Erklärung der Lösung
Bei Patienten im Seniorenalter ist die Durchführung aktiver Rehabilitationsübungen kompliziert. Ihre Einschränkung ergibt sich aus der allgemein niedrigeren physischen Kondition, oft begleitet von einer Reihe interner Erkrankungen, vor allem einer Schwächung des kardiovaskulären Systems. Bei Senioren sind die physische Aktivität und das Bestreben, die Übungsaktivitäten auszuführen, oft aufgrund ihrer niedrigen Motivation eingeschränkt. Die Heilgymnastik kann allgemeine Ermüdung und Muskel- und Gelenkschmerzen zur Folge haben. Aus diesen Gründen ist die systematische Rehabilitation dieser Patientengruppe problematisch.
Erfahrungen aus der Rehabilitation haben gezeigt, dass Patienten im höheren Alter die klassische aktive Bewegungstherapie meistens schlecht und nur mit großer Willensanstrengung ertragen. Patienten im Seniorenalter kamen häufig mit einer Reihe von polymorphen Problemen zu uns, die sich meist durch Muskelschmerzen, größere Müdigkeit, Muskelrigidität und Hypomobilität äußerten.
Therapie von Bewegungsproblemen bei Senioren und Lösung aus Sicht der VM2G
Die von der VM2G angebotene Technik zur Stimulierung des Bewegungsapparates, bei der die Patienten in einem entspannten Zustand und die Senioren überwiegend in Rückenlage sind, wird sehr gut vertragen. Bei der VM2G werden auch der aktuelle psychische Zustand und die physische Erschöpfung berücksichtigt. Die allmählich und empfindlich steigende Intensität der Stimulierung wird von Senioren ohne Probleme akzeptiert und ruft keine negativen Reaktionen wie Müdigkeit oder Schmerzen hervor. Nach der Stimulierung fühlen sich die Patienten meistens ausgeruht, und sofern sie vor der Stimulierung an Schmerzen litten, sind diese schwächer oder weg. Dies kann man dadurch erklären, dass sich bei ihnen dank der VM2G-Therapie die Körperhaltungsautomatik verbessert und der Lauf- und Atmungsstereotyp normalisiert. Diese sind bei Senioren meistens gestört, was natürlich Einfluss auf eine ganze Reihe weiterer Körperfunktionen hat – Verbesserung des Rückflusses von Venenblut aus den Beinen, Abklingen von Schwellungen an den unteren Gliedmaßen, Erleichterung für die rechten Herzhälfte, allgemeine Verbesserung der Bedingungen für die Arbeit des Kardiorespirationssystems, verbesserte Oxidation und somit bessere Arbeit des Gehirns, Verbesserung der Funktion des Verdauungstraktes u. ä.
Aus Sicht der VM2G-Physiotherapie ist auch Erschöpfung bei Patienten mit chronischen Schmerzen oder im subakuten Zustand keine Kontraindikation. Mit diesen Zuständen ist oft eine depressive Stimmung verbunden. Derart gestimmte Patienten kann man nur schwer zu einer aktiven körperlichen Aktivität bewegen. Unsere Erfahrung zeigt, dass die angebotene Form der VM2G-Therapie auch in diesen Fällen gut akzeptiert wird, und dass sich die Patienten nach der Therapie auch psychisch besser fühlen. Es zeigt sich, dass man mit der Vojta-Methodik der 2. Generation deutlich positiv in die Behandlung von Senioren eingreifen kann.
Vor allem kann VM2G bei Senioren Folgendes beeinflussen:
- Ermüdungszustände bei geläufigen täglichen Tätigkeiten
- Hypomobilität und Einschränkung von Bewegungsaktivitäten
- Störungen der grundlegenden Bewegungsstereotypen (Geh-, Greif-, Atmungs-, Schluckstereotyp)
- verlangsamtes psychomotorisches Tempo
- verschlechterte physische Kondition
- Schwund der Muskelmasse und -kraft
- sinkende Toleranz gegenüber Körperbelastung
- mangelnde Stabilität mit den daraus resultierenden Stürzen
- Bewegungsdiskoordinationen
- Veränderung der Körperhaltungs- und Haltungsautomatik
- sensorische und vor allem somatosensorische Defizite
- chronische Schmerzen
VM2G – anfängliche Voraussetzungen für die Durchführung der Therapie
Grundlegende Kenntnisse der Entwicklungskinesiologie
- physiologische
- pathologische
Grundlegende Kenntnis der
Reflexstimulationslagen:
- Reflexdrehen I.
- Reflexdrehen II.
- Reflexkriechen
- Reflexkrabbeln
Weitere Kenntnisse:
- Bewegungszusammenspiel, das den Übergang von einer Körperlage in die andere ermöglicht
- grundlegende Kenntnis der Aufrichtungsmechanismen
- Kenntnis des Systems der Stimulationszonen und ihres Einsatzes
- Kombinationen der Stimulationszonen (räumliche Summierung) ausgelöst durch Bewegungsvektoren der Gliedmaßen und des Rumpfes
Überbau- und Erweiterungsmöglichkeiten
von VM2G
- Bremssystem der ausgelösten Bewegungen
- durch eine Gegenbewegung mit Gummibändern
- Stützen
- System der Stimulierung mit Balancierungstechnik, der Aktiva-Disc, Luftballons, …
- Stimulierung durch Veränderung der Körperlage mittels Neigung der Liege in Längs- und Querrichtung
- Stimulierung durch Verschiebung des Schwerpunktes der Gliedmaßen mithilfe von Gewichten
- Hilfstechniken, Unterstützung der Gliedmaßen, antalgische Lagen